WARUM DER FC BAYERN WEDER KAHN NOCH SALIHAMIDZIC ENTLASSEN DARF

Pro und Contra

Warum der FC Bayern weder Kahn noch Salihamidzic entlassen darf

Für Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic wird die Luft beim FC Bayern immer dünner. Doch sollte der deutsche Rekordmeister doch lieber an beiden festhalten? Pro und Contra.

Selten wurde eine Aufsichtsratssitzung beim FC Bayern mit so viel Spannung erwartet. Am 30. Mai wird voraussichtlich über die Zukunft der Personalien Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic beim FCB entschieden. Sehr gut möglich, dass die Bayern-Bosse an diesem Tag ohne Titel in der Hand in die Aufsichtsratssitzung gehen werden. Die Münchner müssen am letzten Spieltag auf einen BVB-Ausrutscher gegen den 1. FSV Mainz 05 hoffen und gleichzeitig beim 1. FC Köln gewinnen. Sonst heißt es erstmals seit 2012 bei den Bayern: Mia san titellos.

Doch egal, ob es am Wochenende noch eine Last-Minute-Meisterschaft für den FC Bayern gibt oder nicht: CEO Kahn und Sportvortstand „Brazzo“ müssen um ihre Jobs bangen. Während Kahn für die Gesamtentwicklung der Bayern verantwortlich gemacht wird, fällt die sportliche Talfahrt in die Zuständigkeit von Salihamidzic. Aber: Sollte der deutsche Rekordmeister nach nur einer schwachen Saison bereits die Reißleine ziehen? Ein Pro und Contra von Tim Althoff und Nico Scheck.

Pro: Der FC Bayern darf nicht in Aktionismus verfallen

Keine Frage, die letzten Monate des FC Bayern waren schwierig. Durch den Trainerwechsel von Julian Nagelsmann zu Thomas Tuchel wurden womöglich drei Titel verspielt. Für den Anspruch des FCB ist das eine Katastrophe. Aber was genau wird sich jetzt davon versprochen, die sportliche Führung auszutauschen? Wer kann garantieren, dass ein externer Neuzugang sofort die richtigen Entscheidungen trifft und den Klub zurück in die Erfolgsspur bringt? Und wie soll in diesen chronisch unruhigen Rekordmeister jemals Ruhe einkehren, wenn bei Misserfolg hektisch und aktionistisch gehandelt wird?

Die Bayern haben immer noch den besten Kader im deutschen Fußball und die Baustellen sind eindeutig: Es wird ein neuer Stürmer kommen, das defensive Mittelfeld muss verstärkt werden und ein neuer Außenverteidiger sollte auf dem Zettel stehen. Wenn diese Positionen im Sommer Zuwachs bekommen und Manuel Neuer wieder im Tor steht, ist die Mannschaft gut genug, um das Double zu gewinnen und in der Champions League anzugreifen. Mit Thomas Tuchel steht außerdem einer der unumstritten besten Trainer der Welt an der Seitenlinie, der nun erstmals eine komplette Vorbereitung an der Säbener Straße leiten kann und nicht vor vollendete Tatsachen gestellt wird wie im Frühjahr.

Die Aufgaben sind also klar, der Trainer ist startbereit: Ein Umbruch in der Führungsebene würde lediglich für weitere Verunsicherung sorgen. Kahn und Salihamidzic haben Fehler gemacht, das werden sich beide auch eingestehen. Allerdings sollten beide die Chance bekommen, die erste Saison ohne Titel nach über einem Jahrzehnt, wieder gutzumachen. Gerade im Thema Kommunikation dürften die beiden einiges gelernt haben. Die Devise: Demut zeigen, eine Saison ohne Meisterschaft sportlich aufarbeiten und Lücken im Kader stopfen. Stumpfer Aktionismus hilft selten.

Von Tim Althoff

Contra: Der FC Bayern muss Salihamidzic entlassen

Wer glaubt, die Talfahrt des FC Bayern hat erst mit dieser Rückrunde begonnen, irrt. Seit dem Triple 2020 unter Hansi Flick gehen die Münchner sportlich wie strukturell Rückschritt für Rückschritt. Jetzt im Sommer einen Stürmer und einen Sechser zu holen, wird nicht ausreichen. Es braucht auf der Führungsetage Veränderung.

Da wäre zum einen Salihamidzic. Seit nun sechs Jahren zeichnet er sich hauptverantwortlich für das Sportliche, bis 2020 als Sportdirektor, seither als Sportvorstand. Klar, das Triple fällt in genau jene Zeit. Doch: Unter „Brazzo“ haben die Bayern auch sieben Trainer in sechs Jahren verbraten. Hinzu kommt der Abgang von FCB-Ikone Hermann Gerland nach 25 Jahren in Rot - aufgrund von Problemen mit Salihamidzic, wie Gerland jüngst verriet.

Weitere Beispiele gefällig? Leistungsträger wie Thiago, David Alaba oder zuletzt Robert Lewandowski wurden nicht adäquat ersetzt. Salihamidzic setzte stattdessen immer wieder auf Blockbuster-Transfers wie Philippe Coutinho oder Sadio Mané. Ob sie ins Team passten? Nebensächlich. Hinzu kommt eine teilweise eklatante Kommunikation – sowohl nach innen wie nach außen. „Gucci-Gnabry“ lässt grüßen. Keine Frage. Salihamidzic konnte sich jetzt sechs Jahre lang als sportlicher Verantwortlicher beweisen. Er ist gescheitert. Seine Position muss der FC Bayern in jedem Fall neu besetzen.

Und Kahn? Auch er hat mit einem mageren Titel in zwei Jahren als CEO des deutschen Rekordmeisters eine dürftige Bilanz vorzuweisen. Immer wieder ist rund um den Verein zu vernehmen, das „Mia san mia“ gehe Stück für Stück verloren. Hinzu kommt die fragwürdige Kommunikation in der Causa Nagelsmann. Und dennoch: Zuletzt wirkte er laut Medienberichten engagierter, kommunikativer, kämpferischer. Er scheint die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. Er hat eine zweite Chance verdient.

Von Nico Scheck

2023-05-26T03:27:37Z dg43tfdfdgfd